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Es muss nicht immer Therapie sein.
Beratung oder Therapie? Was ist der Unterschied, was brauche ich? 

systemische Beratung, Psychologische Lebensberatung, spirituelle Beratung Hilfe zur Selbsthilfe in Ausnahmesituationen

Wir leben in herausfordernden Zeiten. Irgendwann kommt wohl jeder im Laufe seines Lebens einmal an einen Punkt wo er nicht genau sagen kann, wie es weitergeht und welches wohl der beste nächste Schritt ist. Dann kann es sein, dass die wohlgemeinten Ratschläge aus dem näheren Umfeld nicht unbedingt das sind, was man gerade braucht. 

Neutrale, professionelle Begleitung bewirkt hier viel mehr.

Der Schritt zum/zur Therapeut:in ist nicht immer so leicht und auch nicht immer nötig.

Wenn man den Wald vor lauter Bäumen nicht mehr sieht, reicht oft ein gutes Coaching oder eine Lebensberatung aus, um zwischen all den Bäumen wieder Zwischenräume zu sehen und gestärkt neue Wege zu gehen. 

Aber was macht eine gute Beratung aus? Wie unterscheide ich ob eine Therapie oder eine Beratung für mich der richtige Weg ist? Was mache ich wenn ich auf einen Therapietermin monatelang warten muss? Wie kann ich diese Wartezeit sinnvoll für mich nutzen? Anhand einer Geschichte möchte ich die unterschiedlichen Ansätze und Ziele von Beratung und Therapie deutlich machen und dabei erklären welche Rolle ein:e Berater:in/Coach in deinem Leben spielen kann.

Stell dir einen schönen Sommertag vor. Du machst Urlaub in einer Gegend, in der du dich noch nicht so gut auskennst. Ich wohne hier. Wir begegnen uns bei einem Spaziergang im Wald an einer Weggabelung und kommen ins Gespräch.

Du bist unsicher, welchen Weg du nehmen sollst und fragst mich um Rat.

in undurchsichtigen Lebensphasen: Lebensberatung als Wegweiser wenn man den Wald vor lauter Bäumen nicht sieht
Um deine Frage beantworten zu können, ist für mich in diesem Moment nicht wichtig, wo du herkommst oder welche Vorgeschichte du hast. Ich muss wissen, was genau dein Ziel ist, welche Wünsche und Vorlieben du hast, mit welcher Intension du hier bist und was dich gerade davon abhält einfach loszugehen. Und während du meine diesbezüglichen Fragen beantwortest, bekommst du wahrscheinlich schon selbst eine Idee, welche Richtung du als nächstes einschlagen willst. Ich kann dich noch auf einen Wegweiser aufmerksam machen, dich informieren auf welche Punkte du achten könntest um das Ziel nicht aus den Augen zu verlieren oder wo man eine gute Aussicht hat um sich zwischendurch zu orientieren. Welchen Weg du einschlägst entscheidest aber du selbst. Wir können uns an dieser Stelle verabschieden, du gehst mutig deinen Weg und vielleicht kreuzen sich unsere Wege irgendwann noch einmal. Dann freue ich mich zu hören, was du auf deiner Wanderung so alles gesehen hast.

Vielleicht bist du nicht so gern allein unterwegs oder hast Sorge, den nächsten Wegweiser zu übersehen, dann können wir beschließen ein Stück gemeinsam zu gehen. Während wir zusammen unterwegs sind, gehst du auf deinen eigenen Füßen, bestimmst selbst das Tempo und entscheidest, wann du eine Pause brauchst. Ich schiebe oder trage dich nicht sondern ich begleite dich. Ich kann unterwegs dein Interesse wecken, falls es etwas schönes zu sehen gibt und dich zu einer kleinen Ruhepause einladen, damit du wieder Kräfte sammeln kannst. Wenn der Weg beschwerlich wird kann ich dich motivieren, mit dir atmen, dir Mut machen, dich an dein Ziel erinnern. Gehen wirst du die ganze Zeit selbst. Es ist immer DEIN Weg aber du bist nicht alleine. Und du entscheidest, ab wann du alleine weiter gehen möchtest.

Jetzt stell dir vor, wir laufen uns gerade über den Weg während du stolperst, fällst und dich am Bein verletzt.

Was kann ich jetzt tun?

1. Ich bin bei dir und unterstütze dich dabei Ruhe zu bewahren und zu handeln.

2. Wir können gemeinsam schauen wo und wie du verletzt bist. Wenn nötig, reiche ich dir ein Tuch damit du das Blut abtupfen kannst.

3. Wir überlegen gemeinsam, ob es a)reicht, die Blutung zu stillen, die Wunde abzudecken um weiter gehen zu können oder ob du b) medizinische Versorgung benötigst. Wahrscheinlich trifft a zu, ich helfe dir auf, du klopfst dir den Staub ab und wir gehen noch ein kleines Stück zusammen bis wir uns verabschieden. Du bist froh, in einem kritischen Augenblick nicht alleine gewesen zu sein und kannst eigenständig wieder deiner Wege gehen.

Sollte b zutreffen, überlegen wir, ob die Verletzung so schlimm ist, dass wir einen Krankenwagen rufen. Dann bleibe ich bei dir und mache dir so lange Mut bis der Krankenwagen da ist. Den medizinischen Teil überlasse ich den Expert:innen.

Ist die Verletzung zwar behandlungsbedürftig aber kein Notfall dann kann ich dir gerne meine Begleitung anbieten. Ich kann dir eine Liste mit verschiedenen Arztpraxen geben aus denen du wählen kannst, welche für dich wohl die passendste ist. Und sollte dir das Gehen schwer fallen, kann ich dich gerne stützen bis du an der Stelle bist, wo deine Wunde professionell versorgt werden kann.

Was ich jetzt nicht mache:

1.Wir überlegen jetzt nicht, ob du lieber einen anderen Weg hättest nehmen sollen, warum du gestolpert bist, ob du schlecht siehst, worüber du gestolpert bist, warum da etwas lag und wer daran Schuld ist. Wozu sollte das jetzt gut sein? Das bringt dich nicht wieder auf die Beine.

2. Auch wenn ich selbst gute Erfahrungen mit Globuli gemacht haben sollte, werde ich dir weder welche verabreichen noch empfehlen. Dafür konsultierst du deine:n Heilpraktiker:in.

3. Angenommen du hast beim Stolpern oder Umknicken bemerkt dass es da eine alte Verletzung gibt, die jetzt wieder schmerzt – Dann weist du jetzt wo es sich lohnt genauer hinzuschauen um weitere Stürze zu vermeiden. Jedoch: auch alte und tiefer liegende Wunden sind nicht mein Gebiet. Dafür gibt es andere Fachleute. Ich bohre nicht in Wunden, entferne keine Splitter aber ich kann dir helfen Expert:innen zu finden, dich stützen und stabilisieren damit du dich für den größeren Eingriff gewappnet und stark genug fühlst.



Und solltest du dich jetzt fragen „ Wenn sie das alles nicht macht, wofür brauche ich sie dann überhaupt?“ Dann stell dir einfach vor, du wärest im Wald niemandem begegnet. Sicher hättest du auch selbst deinen Weg gefunden und hättest auch irgendwie zur Ärztin humpeln können. Doch bestimmt hätte es länger gedauert, wäre anstrengender gewesen und das Warten auf Hilfe hätte Nerven und unnötig Energie gekostet.

Was hat dein Waldspaziergang mit Lebensberatung oder Therapie zu tun?

Berater:innen sind deine Begleitung auf neuen oder verworrenen Wegen. (So wie ich in unserer Geschichte im Wald). Sie fragen, hören zu, motivieren. Sie können dir bei vielen Themen beratend zur Seite stehen. Zum Beispiel bei Problemen innerhalb der Familie, Partnerschafts-/Eheproblemen, Trennung/Scheidung, Erziehungsproblemen, Problemen in der Pubertät, schulischen Problemen, Lernschwierigkeiten, Mobbing, Bossing und anderen Problemen in der Schule oder am Arbeitsplatz, Herausforderungen besonderer Berufsgruppen (z.B. soziale Berufe, Pflege), Arbeitslosigkeit, Übergang ins Rentenalter, Anpassungsproblemen im Alter, Trauer, Schicksalsschlägen und Verlusten, Umstellung auf eine gesündere Lebensweise/Ernährung, Entscheidungsprozessen. Ihre Aufgabe sind Beratung, Coaching, Seelsorge. Je nach Ausbildung und Schwerpunkten arbeiten sie mit Entspannungstechniken (aber nicht Tiefenentspannung!) wie Autogenem Training, Progressiver Muskelentspannung nach Jacobson, Meditationen, (psychische) Gesundheitsvorsorge, Konfliktbewältigung, Mediation, Training von gewaltfreier Kommunikation, Resilienz Training, Psychohygiene Training, Mentaltraining. Sie dürfen auch kranke Menschen beraten und begleiten, ohne Heilungsabsicht und ohne dabei Einfluss auf die laufende Therapie zu nehmen oder ein Heilversprechen zu geben. Es geht hier ausschließlich um seelisch/ mentale Begleitung ohne therapeutische Ansätze.

Wie der Name schon sagt, Berater:innen dürfen beraten. Sie müssen keine Krankheiten diagnostizieren können, sollten aber erkennen wenn jemand krank ist. Störungen mit Krankheitswert dürfen Berater:innen nicht behandeln, weder kausal noch begleitend.

Für die teils kausale und teils begleitende Behandlung von „Störungen mit Krankheitswert“ sind Heilpraktiker:innen und Psychotherapeut:innen qualifiziert. Ihre Aufgaben sind Beratung, Coaching und Therapie. Im Laufe ihrer Ausbildung haben sie verschiedene psychotherapeutische Methoden erlernt. Heilpraktiker:innen beherrschen zusätzlich körpertherapeutische Methoden. Aufgrund ihrer Kompetenzen sind Therapeut:innen die richtigen Ansprechpartner:innen für alles was über die vorher genannten Beratungsthemen hinaus geht wie zum Beispiel Trauma, psychische Störungen/Erkrankungen, schwere persönliche Krisen, psychische Notlagen, ...

Wenn es dem Zweck der Psychotherapie dient, dürfen Therapeut:innen im Bedarfsfall auch aufdeckend (auch mit Methoden zur Tiefenentspannung) arbeiten. Sie sind in der Lage, bei der Aufdeckung tief sitzender alter seelischer Verletzungen Krisensituationen abzufangen und entsprechend zu reagieren. Deshalb dürfen und können Therapeut:innen, um mit dem Bild unserer Geschichte zu sprechen, „in Wunden bohren“. Berater:innen bleiben im Hier und Jetzt und begleiten ihre Klienten bei dem was gerade ansteht und dabei, nach vorne zu schauen, eine positive Zukunft zu Kreieren.


Therapie oder Beratung? Die Absicht macht den Unterschied!

Eine herausfordernden Lebenssituation kann man mit einer Wanderung durch unbekanntes und unübersichtliches Gelände vergleichen. Auf jeden Fall ist es zielführend, Begleitung zu haben. Welche Form der Begleitung die Richtige ist, hängt von unterschiedlichen Faktoren ab. Brauche ich jemanden, der mich darin unterstützt, die Karte zu lesen, Wegweiser zu sehen um eigenverantwortlich meinen Weg zu gehen, oder ist die Situation so unübersichtlich, dass das nicht genügt? Da der Übergang zwischen Beratung und Therapie oft fließend ist und die Methoden sich stark ähneln, ist es wichtig dass sich sowohl Berater:in als auch Ratsuchende ihrer Absicht bewusst sind. Geht es um Orientierung, Definition des Ziels, Ressourcennutzung und der Blick ist lösungsorientiert in die Zukunft gerichtet, ist Beratung ein guter Weg. Beratung ist Hilfe zur Selbsthilfe. Handelt es sich um eine schwere Krise oder Krankheit, geht es um Heilung oder Bearbeitung alter Themen, etc. dann ist Therapie die richtige Option.

Gut zu wissen: Therapie und Beratung können sich wunderbar ergänzen wenn man sich der Gemeinsamkeiten und Unterschiede bewusst ist. Und keinesfalls ist die Beratung zweite Wahl wenn man zum Beispiel auf einen Therapieplatz warten muss. Im Gegenteil. Eine gute Beratung kann dazu beitragen, dass man gestärkt und gut vorbereitet in die Therapie geht oder vielleicht sogar feststellt, dass man sie gar nicht unbedingt braucht. 


Was eine gute Beratung ausmacht und wie man sich selbst vorbereiten kann, wird zum Thema meines nächsten Beitrags.


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